Audi A6 "RSR Pikes Peak" von Thomas (2019)

Ein etwas anderer Daily Driver

26.07.2019 07:21 Uhr

Text: Nick K. Hofmeister | Bilder: Martin Riedmann


Thomas aus Österreich hat sich sein eigenes Audi- Sondermodell gebaut: den Audi A6 Avant RSR Pikes Peak ... Luft holen: Mit 908 Nm ist dieser Diesel großes Kino!

RS6 – war da was? Gewiss wird sich so mancher regelmäßiger VW-SPEED- und TUNING-Leser denken, wir haben an dem Audi RS6 auch einen Narren gefressen, wie viele andere auch. In den vergangenen Jahren haben wir in TUNING und VW SPEED schon einige brachiale „RS6-Projekte" vorgestellt. Eventuell erinnert ihr euch ja noch an den „gepfefferten RS6-Carbon-Dressman" mit kompletter Kohlefaser-laminierung oder an die sagenhafte „RS6-Eigenbau-Limousine" aus Österreich? Auch dieser brachiale Audi, wie sollte es denn anders sein, kommt aus der Alpenrepublik. Genau genommen aus der Steiermark, und Thomas L. kann sich seit einigen Monaten gar nicht mehr verstecken: Sein Avant polarisiert – und wie!

Nicht schlecht für einen Diesel

Okay, dieser Zwischentitel erinnert an eine alte Opel-TV-Werbung, als die Diesel-Welt noch in Ordnung zu sein schien. Unter der Haube dieses Avant lauert nämlich kein V8-TFSI-Ottomotor, sondern ein Diesel – oh Schreck! Und natürlich kein x-beliebiger TDI, sondern das Drehmomentmonster in Form eines 3.0 V6-BiTurbo-Selbstzünders aus dem sagenhaften Avant 3.0 TDI Competition! Wenn schon Diesel, dann richtig. Während die „normalen" 3.0 TDI im A6 nur über einen Turbolader verfügen und maximal ein Drehmoment von 580 Nm und 272 PS mobilisieren, kamen Ende 2011 die ersten Bi-Turbo-Diesel im A6 (C7, 4G) auf den Markt. Je nach Baujahr leisten sie zwischen 313 PS und 320 PS mit einem maximalen Drehmoment von 650 Nm. Im Competition blieb es zwar beim gleichen maximalen Drehmoment von 650 Nm, dafür leistet der TDI mit dem Kennbuchstaben „CVUB" bei 4.000 Touren seine Leistung von 326 PS. In Verbindung mit dem Drehmoment von 650 Nm sind das einfach genug Pferde und Durchzug, um bei fast jedem Fahrmanöver über genug Reserven zu verfügen. Nur der RS6 war stärker. Aber Thomas fackelte da nicht lange und ließ die Leistung ein wenig überarbeiten. „Der zieht seitdem unten raus noch viel besser", schmunzelt Thomas, der in den vergangenen drei Jahrzehnten schon viele Wagen fuhr und einige davon verfeinerte. „Mit Kadett GSi über Opel Corsa und Opel Omega ging es damals so los. Später kamen ein VW Passat, ein Audi A6 Allroad, ein Audi A8 Breitbau und jetzt der Competition dazu." Laut Thomas hat sein getunter 3.0 TDI nun eine Leistung von 404 PS und ein Drehmoment von 908 Nm.

Auffällig anders

Im Herbst 2016 war es so weit. Thomas wurde stolzer Besitzer seines RS6, und im Winter 2017 bis Mai 2018 wurde der Competition unter dem Arbeitstitel „Audi RSR Pikes Peak" in diesen einmaligen Avant verwandelt. Der mit einer Audi-Individualsonderlackierung georderte Neuwagen erhielt von Tiroch-Art noch ein Custompainting, das erst auf den zweiten Blick seine volle Wirkung entfaltet. Echt klasse gemacht. Kein Wunder, dass der Österreicher Knud Tiroch seit Jahren zu den Koryphäen seines Kunsthandwerks zählt. „Egal, wo ich mit meinen Avant fahre, er polarisiert gewaltig, und ständig werden Videos und Fotos von den Passanten gemacht." Damit der Audi noch mehr an das Vorbild des Audi RS6 herankommt, zeigt sich der Competition selbstverständlich in „RS6-Optik". So wurde die Frontschürze gegen eine RS6-Front getauscht und auch alle Kotflügel verbreitert. Dabei trieb es Thomas zum Glück nicht so weit, sich am abgebrannten Audi RS6 DTM des Freestyle- und Skirennfahrers Jon Olsson zu orientieren. Obwohl, die diversen Carbon-Flaps an der Schürze und der mächtige Frontsplitter kommen da schon ganz nah ran! In die Serienheckschürze wurde der originale Diffusoreinsatz des RS6 aufwendig eingebaut, und zum krönenden Abschluss kam noch ein mächtiges Luftleitwerk in Form eines Dachflügels an Bord. Thomas' Audi ist im Vergleich zum Serien-Avant ziemlich breit geworden, obwohl das genauso wie bei der Lackierung erst auf den zweiten Blick so richtig auffällt. Zwar ginge da natürlich noch viel mehr, und diverse Tuner wie Darwin Pro, Prior Design und Co. haben zahlreiche Breitbau-Bodykits in den unterschiedlichsten Ausführungen für die Audi-A6-(C7, 4G)-Baureihe im Programm, aber bei Thomas' Audi handelt es sich keinesfalls um ein reines Show-and-Shine-Fahrzeug …  

Auch im Winter unterwegs

Unter den in Blech verbreiterten Kotflügeln drehen sich 11 x 20 Zoll große Leichtmetallfelgen von Yido Performance im Design FF1. „Ich fahre meinen Audi auch im Winter, und so nutze ich einfach dann 10 x 20 Zoll kleine Räder im gleichen Design", schmunzelt der Steirer. Während die Winterreifen 255/35-20 ausfallen, bringen es die Michelin Pilot Super Sport im Sommer auf 295/30-20 rundum. Hinter den schwarzen, konkaven Doppelspeichen verzögert die große Audi-Sportbremsanlage mit Keramikscheiben. Die Bremssättel tragen selbstverständlich Orange. In diesem knalligen Orange, das auf den ersten Blick an das legendäre Ford Electric Orange Pearl erinnert, sind diverse Dekorstreifen und Schriftzüge auf der Karosserie gehalten. Und selbst auch das Felgenhorn trägt das stimmige Orange. Auch im Innenraum setzt Thomas mit den orangefarbenen Zierleisten schöne Akzente. Aber viel mehr begeistern die aus Carbon gefertigten Eigenbau-Schaltpaddels, die viel größer als die originalen Schaltwippen ausfallen. Und eine enge Liebe zu Kohlefaser scheint Thomas wirklich zu haben, denn momentan tüftelt er an einem Motorradkofferanhänger, den er auf Breitreifen stellen wird und natürlich im selben Design seines Avant halten möchte. Daneben wartet er seit über einem Jahr auf seine „56-Grad-Nord-Kohlefaserdachbox": „Die ist einfach leider aktuell nicht lieferbar, und dabei wollte ich die unbedingt ans Styling meines Audi anpassen." Nur Geduld, Thomas, vielleicht kommt sie ja noch … :-)

DATEN & FAKTEN

Thomas Leitner > Audi A6 Avant 3.0 TDI Competition (2016)

MOTOR: 2.967 ccm V6-BiTurbo-Diesel mit 240 kW (326 PS); Software-Update, 414 PS; Motorverkleidung lackiert

FAHRWERK: Airlift-Performance-Luftfahrwerk

RAD/REIFEN: 11 x 20 Zoll Yido-Performance-FF1-Leichtmetallfelgen (orangefarbener Zierstreifen) mit Michelin Pilot Super Sport in 295/30 R20

KAROSSERIE: Frontumbau mit RS6-Schürze und Grill sowie Audi A6- RS-R-Spoilerlippe (Umbau von Tiroch); Kotflügel in RS6-Optik verbreitert; Serienheckschürze mit angepasstem Audi-RS6-Diffusor; Heckschürze an verbreiterte Kotflügel angepasst; Lufteinlass und Entlüftungskiemen in Motorhaube; APR-Canards an Front- und Heckschürze (SRT-10 Performance Kit); originale Rückleuchten getönt;
originale Rückleuchten getönt; Audi-Individuallackierung mit Custom-Effektlackierung und orangefarbenen Zierstreifen; Carbon-Flaps, Carbon-Splitter, APR-Viper-Performance-GTC-500 Carbon-Dachkantenflügel mit Alu-Füßen, Heckklappe teilweise gecleant, Carbon-Spiegelschalen; getönte-Scheiben; Airbrush-Lackierung von Knud Tiroch (Basisfarbe ist von Bentley)

INTERIEUR: Audi-S-Line-Vollausstattung; zahlreiche Carbon-Accessoires (z. B. Schaltpaddles aus Echtcarbon verlängert, Lenkrad angepasst); diverse Dekorelemente dem Karosseriedesign (z. B. orangefarbene Zierstreifen) angepasst; Airride-Zubehör (Kompressor, Tank usw. im Fond installiert)

BREMSEN: Serienbremsanlage mit Keramikbremsscheiben in 420 x 40 mm und 370 x 30 mm; Bremssättel orange lackiert

AUSPUFF: optimierte Serienauspuffanlage mit Active-Sound-Gateway

DANKE AN: Knud Tiroch, Dominic Tiroch und das ganze Team