Bremssattellack-Test (2019)

Mehr Geld ausgeben lohnt sich

09.07.2019 08:58 Uhr

Text und Bilder: Joshua Hildebrand

Wir haben die gängigen und gut erhältlichen Bremssattellacke von Dino (raidhp), Paintsystems und Foliatec.com genauer unter die Lupe genommen ... Welches ist am besten?

Farbige Bremssättel sind für Auto- und Tuning-Fans ein Muss! Doch was machen, wenn sich ab Werk nur „mausgraue" Zangen hinter den Felgen verbergen? Richtig: einfach selbst lackieren! Doch welche Farbe soll es ein und vor allem welcher Hersteller bietet ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis? Nimmt man lieber einen Ein-Komponenten-Sprühlack oder doch lieber einen Zwei-Komponenten-Lack zum Pinseln? Sollte man dem etwas teureren Markenprodukt vertrauen oder geht auch das vermeintlich günstige No-Name-Produkt? Alles Fragen, die wir im Folgenden klären werden ...

Große Preisunterschiede

Um das Bremssattellack-Angebot bestmöglich abzudecken, haben wir im Internet die beliebtesten Produkte und deren günstigste Preise recherchiert (9. April 2019). Wir haben uns bewusst für die folgenden drei Produkte entschieden: das preisgünstigste Produkt, der blaue 1K-Sprühlack von der raidhp-Untermarke Dino für 11,75 Euro, der mittelpreisige 2K-Pinsel-Lack des Herstellers Paintsystems in Rot für 19,90 Euro und das in unserem Vergleichstest teuerste Markenprodukt, ebenfalls ein 2K-Pinsel-Lack, in der Farbe „Performance Yellow" von Foliatec.com für 27,99 Euro. Tuning-Fans, die sich mit dem Thema beschäftigen, werden vom Angebot im Netz schnell überfordert sein. Es gibt unzählige Farben, eine Hand voll Hersteller, ungleiche Herangehensweisen und natürlich divergente Preise. So hat der Platzhirsch Foliatec.com allein 27 Farben in drei unterschiedlichen Lackvarianten (glänzend, matt und „metallic") im Angebot. Die richtige Farbwahl sollte wohl überlegt sein, denn ein Überlackieren von bereits veredelten Bremssätteln empfiehlt sich nicht! Die aufgetragene Farbschicht bekommt schneller Risse und hält den Witterungsbedingungen wie Hitze, Kälte, Wasser, Schnee und Salz nicht mehr so gut stand. 

1K-Lackspray eher etwas für Profis

Diese Frage ist durchaus berechtigt, wenn es ans Eingemachte gehen soll. Denn während Zwei-Komponenten-Lacke aus dem Lack und Härter erst noch selbst angerührt werden müssen, sind Ein-Komponenten-Produkte bereits anwendbar. So wie das glänzende Lackspray in Blau von der Marke Dino, hinter der übrigens die Unternehmensgruppe „R.D.I. Deutschland Autoteile" steckt, die auch die „raidhp"-Produkte vermarktet. Es ist also davon auszugehen, dass vergleichbare Produkte beider Marken weitgehend identisch sind. Ein äußerst wichtiger Kritikpunkt, der in die spätere Bewertung einfließen wird, ist die Handhabung des Produktes. Also wie einfach lässt sich das Produkt anwenden (Vorarbeiten etc.) und der Lack verarbeiten? Hierbei ist das 1K-Lackspray von Dino zunächst positiv aufgefallen. Die 400-ml-Dose zwei Minuten lang schütteln, schon kann's losgehen; das kann die Konkurrenz nicht so schnell. Allerdings liegt dem blauen Spray auch nichts weiter bei: keine Handschuhe, keine Bürste, erst recht kein Bremssattel-Reiniger. Und auch nichts zum Abkleben: Folie oder Kreppband? Fehlanzeige. Das alles muss beim 1K-Produkt hinzugekauft werden, sodass das günstigste Produkt in diesem Test schnell zum teuersten werden kann! Apropos Abkleben: Wir raten Laien, die mal „schnell" ihre Bremssättel im eingebauten Zustand tunen möchten, vom Lackspray ab. Denn die Arbeit, die allein das Abkleben des Radhauses und des Bremssattels bereitet, steht fast in keinem Verhältnis. Um Teile vor dem Lack zu schützen, müssen nämlich auch Stellen wie die Entlüftungsschrauben der Bremssättel, Aufliegeflächen von Schwimmsattel und Staubmanschetten mit Klebeband abgeklebt werden – das kann dauern!

Zu wenige Informationen für Anwender

Dennoch: In unserem Test mit neuen, nicht eingebauten Sätteln konnte das 1K-Lackspray von Dino durchaus überzeugen. Es lässt sich einfach und schnell aufsprühen, der schön-kräftige Blauton deckt bereits nach dem ersten Auftrag sehr gut ab und trocknet fix, sodass kaum bis keine sichtbaren „Lacknasen" entstehen. Innerhalb von sechs Stunden muss die zweite Lackschicht aufgesprüht werden, um ein „Hochziehen" der ersten Schicht zu verhindern und die Beständigkeit zu verbessern. Und dann? Keine Ahnung. Das Produkt gibt leider keinen weiteren Hinweis darauf, wie lange es dauert, bis man das Fahrzeug wieder bewegen darf, und wann die hitzebeständige Farbe ihre Endhärte erreicht hat. Also haben wir instinktiv 24 Stunden gewartet und uns vom Hitzetest aller drei Produkte überraschen lassen ...

Der Pinsel von Foliatec verliert Borsten

Diesen negativen Effekt konnten wir bei der Konkurrenz nicht feststellen. Die Zwei-Komponenten-Produkte von Paintsystems und auch Foliatec.com funktionieren in gleicher Wirkungsweise und werden im Gegensatz zur Spraydose mit dem Pinsel aufgetragen. Beide Sets beinhalten einen Bremssattelreiniger, den Lack, den Lack-Härter sowie Pinsel und Rührspatel. Unterschiede sind, das Paintsystems im Gegensatz zu Foliatec.com auf die Einweg-Handschuhe verzichtet, dafür hingegen einen sehr hilfreichen Messbecher beilegt. Das macht Foliatec.com nicht, hält dafür aber eine Stahlbürste für notwendig. Sagen wir es mal so: Eine Kombination aus beiden Sets wäre perfekt ... Größter Unterschied dürfte aber die Füllmenge sein. Der mittelpreisige Bremssattellack von Paintsystems enthält 150 Milliliter Lack und 75 Milliliter Härter, während die höherpreisige Anwendung von Foliatec.com mit 125 Milliliter Lack und 50 Milliliter Lack 20 beziehungsweise 50 Prozent geringer ausfällt. Ansonsten ist das Lackieren bei beiden Herstellern ziemlich identisch, auch die Anleitung lässt bei beiden Produkten keine weiteren Fragen offen. Während man bei Paintsystems 2 : 1 Teile Lack und Härter mischt, beträgt das Mischungsverhältnis bei Foliatec.com 2,5 : 1. Hat man beides gründlich gemischt, sollte man die Mischung rund fünf Minuten „reifen" lassen und nochmals umrühren, damit sich der Lack mit dem Härter gut verbinden kann. Egal, welches Produkt und welchen Hersteller man verwendet – bevor es ans Lackieren geht, muss der Bremssattel im eingebauten Zustand bestmöglich von Ölen, Bremsstaub und anderem Schmutz mithilfe des Bremsenreinigers und im Falle von Foliatec mit der Stahlbürste befreit werden. Denn erst dann lässt sich ein zufriedenstellendes Ergebnis garantieren. Im Vergleich zum 1K-Lackspray von Dino muss man bei Verwendung von Pinsel-Lacken selbst im eingebauten Zustand der Bremse nicht alles weiträumig abkleben, da eben kein Sprühnebel entsteht. Mithilfe der Pinsel lässt sich der Lack fein säuberlich auftragen, sofern diese auch funktionieren. Denn im Gegensatz zu jenem von Paintsystems verliert der Pinsel bei Foliatec.com einige Borsten, die dann im feuchten Lack hängen bleiben – nicht schön! Ohnehin empfehlen wir euch den zusätzlichen Kauf von feineren und hochwertigen Pinseln, um das Ergebnis weiter zu verbessern.

Paintsystems nicht hart im Nehmen

Oftmals liegt ein schlechtes Ergebnis nicht am Produkt, sondern an der falschen Anwendung oder einer mangelhaften Anleitung. Während Foliatec den Anwender ausführlich informiert und auf Gefahren hinweist, gibt sich Paintsystems etwas bescheidener und druckt das Ganze in kürzerer Form einfach auf die Rückseite der Verpackung. Und das Spray? Gibt dem Verbraucher, wie bereits oben erwähnt, viel zu wenige Informationen mit auf den Weg.Wer sich fürs Pinsel-Lackieren entscheidet, der sollte auf jeden Fall darauf achten, dass nicht zu viel Lack beim ersten Schritt auf den Sattel aufgebracht wird. Das gibt unschöne Ränder. Zudem sollte immer in eine Richtung gestrichen werden, damit das Ergebnis gleichmäßig aussieht. Gute Lacke – ähnlich bei der Wandfarbe fürs Zuhause – decken auch mit wenig Auftrag. Dunklere Farben haben hier natürlich einen Vorteil, zumal sie weniger anfällig für Schmutz sind und im Laufe der Zeit auch weniger dreckig aussehen. Hat man den ersten Gestaltungsdurchgang hinter sich, muss man ungefähr 15 Minuten warten, bis der zweite Anstrich erfolgen sollte. Dann müssen laut Beschreibung zwei Stunden gewartet werden, bis die Bremsbeläge und Räder wieder montiert werden können. Erst 24 Stunden später darf man das Fahrzeug wieder bewegen und erst nach sieben Tagen haben die Lacke ihre komplette Endhärte erreicht. Dann hieß es erst einmal ab in den „Bruzzler" – 30-Minuten-Hitzetest bei 300 Grad Celsius. Und ja: Alle haben bestanden! Weder der 1K-Lack von Dino noch die 2K-Lacke von Paintsystems und Foliatec zeigten Schwächen oder Ermüdungserscheinungen wie etwa Farbveränderungen, ein Verziehen der Lackschicht oder Risse.

Stellt sich nur noch eine Frage …

 … Wie hart und widerstandsfähig sind die Lack denn nach einer Woche nun? Denn nicht selten leiden Bremssättel durch äußere Einflüsse wie Steinschlag oder Salzpartikel (im Winter). Oder man bleibt beim Wechseln der Räder trotz aller Vorsicht doch mal hängen ... Welcher Lack ist hart genug im Nehmen? Bei Paintsystems ein echter Knackpunkt: Denn während bereits leichte Stöße für vollflächige Abplatzungen sorgten, schnitt sogar die optisch etwas dünne Farbschicht der Spraydose passabel ab. Jedoch erreichte keiner die Festigkeit von Foliatec. Das Fabrikat hat uns mit einer sehr dicken und widerstandsfähigen Lackschicht beeindruckt, die selbst harte Schläge gut abkann. 

Egal ob blau, gelb oder rot – auf den ersten Blick erfüllen alle Hersteller und Lacke die Erwartungen. Produktschwächen oder gar eine schlechtere Qualität macht sich erst nach langem oder gar unsachgemäßem Gebrauch bemerkbar. Letztlich jedoch bleiben die Fragen nach dem Hersteller, der Kolorierung und der Art der Lackierung eben auch eine Frage des eigenen Geschmacks und des Könnens.

FAZIT

Egal ob 1K-Lack oder 2K-Lack – in unserem großen Bremssattellack-Test halten alle Anbieter in Sachen Farbton und Deckkraft das, was sie versprechen. Jedoch gibt es deutliche Unterschiede in der Verarbeitung und der Qualität der Produkte: So ist das Lackieren des Bremssattels per Lackspray aufgrund der Abklebe-Arbeiten deutlich aufwendiger als bei den Konkurrenzprodukten mit Pinsel-Lacken, die auch für Tuning-Laien geeignet sind. Zudem haben wir festgestellt, dass die Lackdichte des Sprays nicht mit der der Pinsel-Varianten mithalten kann. Jedoch zeigt sich, dass die Widerstandsfähigkeit des Lacksprays immer noch besser ist als die gestrichene Variante von Paintsystems. Der Lack des No-Name-Herstellers enttäuschte mit geringer Beständigkeit bei Stößen, sodass bei Berührung mit einer Felge große Lackstücke abplatzen können. Ganz anders „Das Original" von Foliatec.com: Selbst bei mutwilligen Schlägen auf den lackierten Sattel zeigte sich der Lack mit nur kleinen Dellen und Kratzern am widerstandsfähigsten. Somit geht der Sieg trotz Billig-Pinsel in diesem Vergleichstest verdient an das etwas teurere Markenprodukt von Foliatec.com. Platz zwei sichert sich Paintsystems mit sehr guter Anwendbarkeit, deutlichen Schwächen bei der Haltbarkeit, aber einem günstigeren Preis bei mehr Füllmenge. Platz drei geht an das günstigste Produkt, das Dino-Lackspray in Blau. Warum? Kein Zubehör, eine lückenhafte Gebrauchsanweisung, nur eine befriedigende Widerstandsfähigkeit und letztlich die Gewissheit, bei der Anwendung im eingebauten Zustand aufwendige Abklebe-Arbeiten vornehmen zu müssen.

(jeweils maximal         5 Punkte) TESTSIEGER: Foliatec.com 2K-Pinsellack (performance yellow) Paintsystems 2K-Pinsellack (rot) Dino (raidhp) 1K-Sprühlack (blau)

Lieferumfang

4

1

Anleitung

5

4

2

Anwendung

4

3

Optischer Eindruck 

4

4,5

4

Farbwirkung

5

4,5

Beständigkeit

5

2

3

Gesamtbewertung (maximal 30 Punkte)

27

23,5

17,5

Preis

27,99 Euro

19,90 Euro

11,75 Euro