Clubportrait: Kommando Pimperle (2019)

Mehr als nur Schrauber-Kumpels

11.02.2019 14:21 Uhr

Text und Fotos: Ansgar Wilkendorf


„Kommando Pimperle": ein Zusammenschluss bekennender Dorfschrauber, denen Gemeinschaft und Zusammenhalt noch wirklich etwas bedeutet …

Diese Fotosession hat echt mächtig Spaß gemacht. Alle – Mädels wie Jungs – waren richtig gut drauf und voll bei der Sache. Jetzt sind die Fotos im Kasten und ich sitze mit Paul „Hannes" Groba, Peter „Schubi" Schubert, Chris „Fiffi" Wenzel und seinem kleinen Bruder Joe, genannt „Joeyyy", im Gemeinschaftsraum über der Halle. Dort oben erzählen mir die Vier von den Anfängen des „Kommando Pimperle" und davon, was es so besonders macht, dazuzugehören.

Los ging das Ganze vor rund zehn Jahren …

… Da traf man sich als Schrauberbude „Schweiß am Gleis" in einer Halle auf einem alten Bahnhofsgelände in Demitz-Thumitz. Von den sieben Gründungsmitgliedern sind heute noch Paul, Chris und Joe sowie David „Mobby" Menzel dabei. Allerdings hatte Joe damals weder ein Fahrzeug noch einen Führerschein. „Ich war gerade einmal 14, bin Simson gefahren und habe dann mit 16 angefangen, einen Zweier-Golf aufzubauen", erinnert sich Joeyyy. Da war man aber schon wieder umgezogen. Eine Werkstatt ohne Strom hatte nämlich keinen Sinn. „Da haben wir uns schnell wieder aufgelöst", erzählt Chris, der anschließend sein eigenes Ding in einer Halle in Neukirch durchzog. „Dort haben wir uns dann wieder als Gruppe zusammengerauft." Und dort sei auch der Name „Kommando Pimperle" entstanden, „auf der Motorhaube eines Einser Golf. Wir haben so ein bisschen, was man noch so am Auto zu bauen hat, auf die Motorhaube gekritzelt", blickt Chris zurück. „Irgendwie brauchten wir so einen versch*** Namen und dann stand da ‚Kommando Pimperle'." Wobei Pimperle von Pimpen abgeleitet ist. „Mal schnell etwas Gescheites auf die Beine stellen! So würde ich das interpretieren", erklärt „Schubi".

"Und dann ging das halt alles ramba-di-zamba"

Auf jeden Fall wurde die Halle angesichts des Zulaufs viel zu klein und es war ziemlich schwierig, eine große Halle zu bekommen. „Hallen sind hier auf dem Dorf sehr gefragt", weiß Paul aus Erfahrung. „Und es muss ja auch alles bezahlbar bleiben." „Aber irgendwann hatten wir etwas in Burkau gefunden – alles schick. Und dann waren wir 'n paar Leute auf einmal und dann ging das halt alles ramba-di-zamba", erzählt Chris. „Anfangs hatten wir eine Halle mit 300 Quadratmetern und dann haben wir uns noch eine Halle separat auf dem Gelände hinzugenommen, sodass wir dann knapp über 500 Quadratmeter hatten", ergänzt Paul.

„Ich bin eigentlich nur durchs Biertrinken dazugekommen", grinst Schubi. „Ich hatte damals nämlich gar kein Auto." Aber er spielte wie fast alle „Kommando Pimperle"-Mitglieder im selben Fußballverein in der Kreisoberliga, dem SV 1910 Edelweiß Rammenau. „Genauso wie ‚Semmel' (Marcel Wünsche)", lacht Chris, „hatten unsere beiden Opis – die sind über 30! – damals eigentlich nie so richtig was mit Autos zu tun. Die haben wir halt dazugeholt, infiziert." Und Schubi ergänzt: „Wir hatten mal so einen Golf R da stehen für die Viertelmeile. Den bin ich mal gefahren und hab dann gesagt: ‚Ich will ooch so was haben!'"
In ihrer aktuellen Halle ist das „Kommando Pimperle" nun seit gut zweieinhalb Jahren, nachdem der Gruppe die Hallen in Burkau wegen Eigenbedarf gekündigt worden waren. Anfangs war man von der ehemaligen Traktoren-Halle gar nicht so begeistert. „Heute sind wir sehr, sehr zufrieden. Platztechnisch ist das eigentlich noch günstiger", findet Paul. Er, Chris, Joe, David und Kubi, nicht zu vergessen Benz-Pilot Paul Hobrack, der zum Fototermin allerdings nicht kommen konnte, sind diejenigen, die hier den Hut aufhaben. Schließlich bezahlen die sechs die Halle und haben ihre Autos hier ständig stehen.

Generationsübergreifend

„Hier ist immer ganz viel los", erzählt Chris. „Es gibt nicht nur das Hobby Autos. Wir machen viel auch noch so nebenbei." Ob Grillen, Bier trinken oder Quatschen ... „Vieles startet ooch von hier", erklärt Joeyyy. „Wir treffen uns in der Halle, und dann geht's zum Fußball oder abends zum Griechen, mit 20 Mann." Und Fiffi fügt hinzu: „Sonntags gehen wir immer in der Gruppe essen. Wir fahren auch mal alle zusammen in den Urlaub, oder, oder, oder ..." Alle zusammen – das ist dann meist die „Jungs-Gruppe", gibt Joeyyy zu verstehen. „Wir beschließen, wir machen mal eine Wanderung zusammen und wir fahren oder fliegen dann weg."

„Hauptsache man sieht sich", sagt Paul und Chris ergänzt: „Wir sind echte Dorfschrauber, da zählt die Gemeinschaft noch." Und so trifft man sich hier mit Freunden und der ganzen Familie. Die Kinder sind ebenso mit von der Partie wie auch die ältere Generation. „Die Eltern von Joe und mir", bringt Fiffi ein Beispiel, „die stehen voll hinter uns und halten uns auch immer den Rücken frei." Außerdem habe man einen großen Freundeskreis im Alter von 18 bis 60 Jahren. Und dann gibt's noch Connections zu anderen Gruppen wie den RESTORADICALZ oder KeeP RusTy, die wir euch ja bereits vorgestellt haben. Man fährt gemeinsam auf Treffen, besucht sich hin und wieder gegenseitig übers Wochenende. „Wir haben uns gesucht und gefunden", lacht Chris. Aber natürlich sei man auch mit einer Reihe anderer Clubs befreundet. Und weil man sich in der kalten Jahreszeit kaum sieht, lädt das „Kommando Pimperle" im Winter zur Weihnachtsfeier mit DJ, Essen, Trinken usw. ein. Das klappt zwar nicht jedes Jahr, aber man arbeite daran.

Jeder hat seine Aufgabengebiete 

Fahrzeuge des Volkswagen-Konzerns sind beim „Kommando Pimperle" zwar mit Abstand am stärksten vertreten. „Aber hier auf dem Dorf sehen wir das nicht so verbissen", sagt Paul. Wenn da mal ein Opel oder Mercedes dazukommt, ist das auch okay. Hauptsache, man versteht sich und hilft sich gegenseitig. Als Sven Schulz Fiffis Audi für den ETS auf der Tuning World Bodensee nominierte, hätten wirklich alle angepackt. „Wir versuchen, alles, was geht, ohne Firma allein zu machen". Dabei ist das Gute in der Gruppe: Jeder kann etwas anderes! „Du hast den Chris als Elektriker, den Schubi als Hydraulik-Heini und Fahrwerks-Spezi, den Joeyyy als Schweißer. Semmel ist Lackierer und ich bin Straßenbauer, der Pampel", grinst Paul, „also der Mann für alles". Und in der Nachbarschaft gibt es auch die Räumlichkeiten zum Sandstrahlen, Pulverbeschichten und Lackieren.

Während wir erzählen, wird vor der Halle der Grill angeworfen. Die Einladung zum Essen und Trinken nehme ich gerne an. Nur Paul kann nicht dabei sein. Der SV 1910 Edelweiß Rammenau hat heute nämlich ein Auswärtsspiel gegen den SV 1922 Radibor und kann auf seinen Stürmer nicht verzichten. Die Jungs gewinnen schließlich 2:3. Herzlichen Glückwunsch!