Gefälschte Autoteile bei Amazon (2019)

"Marketplace" in der Kritik

02.04.2019 14:57 Uhr

Text: Joshua Hildebrand | Fotos: Brembo, dpa, MAV-Archiv


Die ARD hat sich den Internethändler Amazon vorgeknöpft und vor ein paar Tagen darüber berichtet. In der Doku wird gezeigt, wie neben Fälschungen auch gefährliche Autoteile auf der beliebten Online-Plattform angeboten werden. Vor allem Amazons "Marketplace" steht dabei in der Kritik.

ARD-Reporter nahmen in der "Story im Ersten" den Internethändler Amazon unter die Lupe. Das Ergebnis ihrer Recherche: Über Amazon werden Fälschungen verkauft, die die Sicherheit der Verbraucher betreffen soll, berichtet der Stern. Konkret gehe es um Ersatzteile fürs Auto. Oftmals dabei seien auch Plagiate sicherheitsrelevantr Teile wie Lenkung und Bremsen. Die Reporter fragten auch bei Audi nach, welche die Schwemme von nachgemachten Autoteilen in Fernost bestätigen konnten. Audi erwartet von Amazon, dass mehr dagegen getan wird: "Amazon ist ja nicht gerade der kleinste Betreiber, sondern weltweit der führende, dass der da eine gewisse Proaktivität an den Tag legt, um auch ein Zeichen zu setzen und zu sagen: Hier ist Amazon, wir wollen mit Fälschungen auf unserer Plattform nichts zu tun haben", so der Markenschutzbeauftragte von Audi bei stern.de.

"Wir verkaufen nur Produkte, die nach deutschem Recht zum Verkauf zugelassen sind (...)"

Amazon äußert sich auf stern-Nachfrage nicht zu dem TV-Beitrag, sondern verweist auf die Angaben, die das Unternehmen gegenüber den ARD-Reporter gemacht hat. Dort heißt es unter anderem: "Wir verkaufen nur Produkte, die nach deutschem Recht zum Verkauf zugelassen sind... Wir arbeiten eng mit den Behörden und der Polizei zusammen, um sie bei ihren Ermittlungen zu unterstützen."

"Erlangen wir Kenntnis darüber, dass die Teilnahmebedingungen nicht eingehalten werden, prüfen wir dies unverzüglich, entfernen die entsprechenden Produkte umgehend und ergreifen gegebenenfalls weitere Maßnahmen, um sicherzustellen, dass die Teilnahmebedingungen bezüglich Originalware eingehalten werden", erklärt Amazon.

Der "Marketplace": ein zweischneidiges Schwert

Die Probleme, die auch die ARD aufzeigt, sollen dabei weniger bei den Produkten liegen, die Amazon direkt vertreibt. Das "schwarze Schaf" sei laut Doku der Marketplace. Dort sollen unseriöse Händler relativ leichtes Spiel haben. Amazon kassiere lediglich eine Provision von 15 bis 20 Prozent. Melden Kunden Verstöße gegen die Geschäftsbedingungen, wird Amazon aktiv. Dennoch: Das Unternehmen habe auch ein großes Interesse daran, mit möglichst vielen Händlern zusammenzuarbeiten. Schließlich verdiene Amazon laut stern.de-Angaben an jeder Transaktion mit und erhalte in der Regel 15 Prozent vom Bruttoverkaufspreis", so Trutz Fries in der "Wirtschaftswoche".

Hersteller Brembo kennt das Problem allzu gut 

Manche landen wegen eines Deliktes im Gefängnis, manche wegen eines Raubüberfalls und manche, weil sie gefälschte Produkte verkaufen.
Dies ist die wahre Geschichte von acht Personen japanischer Staatsangehörigkeit, die festgenommen wurden, weil sie aus China stammende, gefälschte Brembo-Covers verkauften. Für alle, die es nicht wissen: unter dem Begriff "Cover" versteht man Abdeckungen aus Plastik (seltener aus Aluminium), mit denen Bremssättel verkleidet werden, um ihr Aussehen zu verbessern.

Der Bremssattel ist dadurch von außen nicht mehr zu sehen. Die Polizei aus dem Bezirk Aichi, in der Region Chubu (Japan) nahm im Jahr 2018 acht Personen fest, weil sie 87 solcher, aus China stammenden Plastik-Covers mit Brembo-Logo verkauft hatten. Die Nummer 8, in China das Symbol für Wohlstand und Reichtum, brachte in diesem Fall genau das Gegenteil.