Nissan GT-R von Alan (2019)

Dieser Wagen ist Nachbars Albtraum!

20.03.2019 10:33 Uhr

Text: Nick K. Hofmeister | Fotos: MAV-Archiv


705 PS Leistung, Kohlefaserdiät und jede Menge Style – dieser Nissan GT-R macht auf der Viertelmeile und im Show and Shine eine ausgezeichnete Figur! Selbst beim European Tuning Showdown 2017 wuchtete er sich bis in die Top 5 vor!

Wer von „Show & Shine"-Wettbewerben einfach nicht genug bekommt und mit eigenen Augen sehen möchte, wie hoch das Niveau beim reinen Show-Tuning mittlerweile ist, sollte im Mai unbedingt die Tuning World Bodensee besuchen. Während in unserer TUNING- und VW-Speed-Private-Car-Area sowie in den Clubhallen schon ziemlich coole Showcars auffahren und zum Yokohama Tuning Award antreten, geht es in der Halle des European Tuning Showdowns so richtig ans Eingemachte. Der ETS ist das Reich der „Show & Shine"-Virtuosen, die alles dafür tun, dass ihre Showcars meist nur noch für die Show existieren.

Er gehört zu Europas Tuning-Elite!

Während unsere Leser sich um einen Stellplatz bewerben können, ist das beim Tuning Showdown anders. Das Organisationsteam lädt eine Auswahl exklusiver Showcars ein, die alle vor Ort nach dem Zufallsprinzip gegeneinander antreten. Auf großer Bühne überprüft eine Fachjury alle Showcars auf Verarbeitung, Style und Show-Konzept. Die TÜV-konforme Straßenzulassung rückt da eher in den Hintergrund. Mittendrin statt nur dabei war im vergangenen Jahr auch Alan mit seinem Nissan GT-R. Während viele seiner „Show & Shine"-Kontrahenten bei ihren Fahrzeugen vorwiegend die reine Show im Kopf hatten, plante Alan weiter. Und das zahlte sich für den Schotten aus. Sein Nissan schlug sich im European Tuning Showdown 2017 wacker und kam dabei sogar in die Top 5!

Geht das gut? Hai! (japanisch für "Ja")

Unbedingt ein eigenes Showcar aufzubauen, wollte auch der Schotte Alan Forber. „Aber meines sollte noch fahren können", verrät Alan, der aus der Nähe von Edinburgh extra bis zum Bodensee angereist war. Dass sein GT-R noch fahren kann, beweist Alan, indem er bei dem einen oder anderen Viertelmeile-Rennen antritt. Dabei brennt er mit seinem GT-R flotte Zeiten in den Asphalt. Auf der Viertelmeile zwischen elf und zwölf Sekunden zu erreichen, ist schon eine starke Ansage. „Na ja, der Allrad bringt die Power eben gut auf den Asphalt, und ein wenig mehr Leistung hat mein Nissan ja auch", verrät der 33-jährige Schotte, der seinen GT-R damals als Neuwagen kaufte. Dass sein Godzilla immer nur der ewige Zweite in der Gunst der Sportwagenfans sein soll, lässt ihn ziemlich kalt. In vielen Vergleichstests zieht das relativ schwere JDM-Power-Coupé häufig den Kürzeren. Dabei spielt es wirklich keine Rolle, welche Modellgeneration des R35 zum Test antritt. Selbst der Nismo-GT-R mit 600 PS hat genauso wenig wie die 485, 530, 550 und 570 PS starken Serienmodelle eine Chance gegen die immer ins Feld geführte Sportwagen-Elite. Manche kritischen Leser und Verehrer des GT-R haben den Verdacht, dass es einfach daran läge, weil der Nissan ein japanisches und kein Fabrikat eines deutschen Herstellers sei. Dem ist nicht so.

Vergleichsweise günstig und sauschnell

Der GT-R ist im Grunde ein altes Auto, das seit 2007 nur mit einigen technischen Updates und Leistungsstufen angeboten wird und schon immer einem grobschlächtigen Sumoringer glich – was ihn in vielen Augen japanischer Sportwagen-Fans auch so charmant macht. Wer einmal selbst einen GT-R gefahren hat, weiß, was ich meine. Der GT-R ist eine rohe und gleichzeitig gutmütige Urgewalt, die es als automobiler Underdog immer noch schafft, der typischen Sportwagenelite Paroli zu bieten. Und das macht Godzilla ziemlich gut. Zwar hat er gegen einen viel agileren, um die Kurve tänzelnden Porsche 911 Turbo S (560 PS) keine Chance, aber dafür kostet der Nissan je nach Ausstattung auch nur die Hälfte. Übrigens, in AutoBild hat ein GT-R in der „Track-Edition" einen Audi R8 V10 plus abgehängt, und laut Testredakteur würde der GT-R mit rund 200 Kilo weniger Gewicht auch den Testsieger, den Turbo S, „nass machen". Vielleicht hätte Alan seinen Nissan zur Verfügung stellen sollen, dann hätte sein GT-R womöglich für ein kleines „Automagazin-Wunder" gesorgt.

Über 1,8 Tonnen rohes Ki!

Der Biturbo-V6 des Nissan kann wie so jeder moderne, zwangsbeatmete Turbomotor relativ schnell auf mehr Leistung getrimmt werden. Wie viel Potenzial im VR38DETT steckt, beweisen zahlreiche Tuner rund um den Globus bereits seit Jahren. Aber Alan ging es eher wie ein Zen-Meister an. Neben der rohen Power soll natürlich auch nicht das „Wabi-Sabi", die reine japanische Lehre der (Show & Shine-)Ästhetik, zu kurz kommen. Deshalb gab es für den Biturbo nur ein „kleines" Chiptuning-Programm. Die Serienaufladung wurde mit einem Litchfield-Ladeluftkühler und neuen Blow-off-Ventilen überarbeitet. Neue Einspritzventile und größere Ansaugkrümmer samt Drosselklappen sorgen im Zusammenspiel mit dem erhöhten Ladedruck für eine Leistung von 705 PS. Dazu kam noch eine Litchfield-Auspuffanlage, die auch wirklich jeden Nachbar aus der Haut fahren lässt. Ein Glück, dass der Nissan nicht in meiner spießigen Nachbarschaft parkt. Zwar hätte ich meine helle Freude daran, aber meine Mitmenschen beschweren sich ja schon über meinen leicht frisierten Rasenmäher ...

Kohlefaserdiät: Godzilla musste abspecken

Am auffälligsten an Alans GT-R ist die Karosserie. Weil viele Nissan GT-R in den zurückliegenden Jahren mit „Rocket Bunny"- oder „Liberty Walk"-Bolt-On-Breitbau-Bodykits in die Breite gegangen sind, verschonte der Schotte seinen Nissan. Arigatou gozaimashita (danke schön, Anm. d. Red.)! Alan verschrieb dem R35 mit einem konsequenten Kohlefaserumbau eine Diät. Dabei ging er so weit, dass er das Dach ausschnitt und es gegen Carbon ersetzte. Ebenfalls aus dem Leichtbaumaterial sind die Motorhaube, Schürzen und Seitenteile inklusive Schwellern und Kotflügeln. Auch die Türen tragen das Gewebe. Alan ging sogar so weit, dass er den Felgenbetten der 10 x 20 Zoll und 12 x 20 Zoll großen Alus eine Kohlefaseroptik spendierte. Dennoch bringt der Sumoringer unter den Sportcoupés in seinen Augen noch viel zu viele Kilos auf die Waage. Der GT-R ist und bleibt einfach ein Schwergewicht.

Das Ziel: von dem einen mehr von dem anderen weniger 

„Klar, soll mein R35 leichter werden und noch mehr Carbon erhalten", sagt Alan zu seinen Zukunftsplänen. Aber dann müsste der Schotte beim „Show & Shine"-Zubehör erheblich abrüsten. Da helfen auch die Kohlefaserelemente im mit Alcantara und Leder aufgewerteten Innenraum nicht weiter. Nichts erinnert mehr an das Design des Seriencockpits, für das eine alte Sony-PlayStation Modell gestanden haben könnte. Denn Alan hat gemeinsam mit Helfern die Mittelkonsole umgebaut. Im Kofferraum parken neben den schweren Geschützen des Soundausbaus auch die Kompressoren und Lufttanks des Airride-Fahrwerks. Dank des Airlift-Fahrwerks kauert sich der Nissan GT-R fast bis auf die Ölwanne beziehungsweise den Unterbodenschutz ab, was durch die Seitenschweller und die nach unten bauenden Spoilerlippen plus Diffusor noch brachialer wirkt. Die Nordschleife ist in diesem Set-up nicht gerade das ideale Ausflugsziel für einen Höllenritt mit Godzilla. Will Alan auch nicht. Er gibt sich mit Show & Shine und Viertelmeile zufrieden – fragt sich nur wie lange noch ...

DATEN & FAKTEN 

Alan Forber Kirkcaldy (Schottland) >>> Nissan GT-R Mk3 (Baujahr 2014)

MOTOR & AUSPUFF 3.799 ccm Bi-Turbo-V6 (VR38DETT) mit 404 kW (550 PS); bearbeiteter Ansaugkrümmer von Forge Performance; 1.100 cc Einspritzventile; Litchfield-Motorsport-Ladeluftkühler, Blow-off-Ventile, Drosselklappen; ECUTEC-Motorsteuerung; 705 PS/695 bhp (519 kW) 847 Nm; Motorverkleidung (Neochrom-Titan-Style-Kit), Haubenlifte aus Carbon; Litchfield 102-mm-Auspuffanlage inklusive Abgaskrümmer; Renn-KATs
FAHRWERK Airlift-Performance-Luftfahrwerk mit AccuAir-eLevel- und iLevel-Management; 2 x ViaCorp-444c-Kompressoren; Eibach-Stabilisatoren
FELGEN & REIFEN dreiteilige Avant Garde F421 in 10 x 20 Zoll ET27 und 12 x 20 Zoll ET23 mit Felgenbett in Kohlefaseroptik, mattgraue Sterne, Ventilteckel aus Patronenhülsen; Muteki-SR35-Neochrom-Radschrauben; Michelin Power Super Sport in 285/35-20 und 335/30-20
BREMSEN Aclon-Big-Brake-Kit mit 400 x 36 mm Scheiben (v.) und VW-Golf-5-R32-Bremsanlage
KAROSSERIE Dach, Knight-Racer-Kohlefaser-Aerodynamik- und Karosserieteile (Motorhaube, Kofferraumdeckel, Schürzen, Frontsplitter, Canards, Seitenschweller, Grill, Türen, Kotflügel, Außenspiegel und Heckflügel); Difflow-Diffusor; Litchfield-Carbon-Luftleitkanäle; hintere Seitenteile und Kotflügel mattgrau foliert; LED-Seitenblinker; Scheinwerfer- und Rückleuchten-Umbau auf LED;
Tommy-Kiara-GT-R-Emblem mit LED; getönte Scheiben
INTERIEUR  Recaro-Sportster-CS-Schalensitze; Mines-Sportlenkrad; modifizierte Mittelkonsole für Luftfahrwerk; JCR-Carbon-Schaltpaddel, Revosport-Schaltknauf; Kohlefaserdekor für Lüftungsschlitze, Mittelkonsolenblenden, Türgriffe, Armlehnen, Lautsprechereinfassungen, Cup-Holder, Sonnenblenden, Rückseiten der Sportsitze usw.; rote Gurte; Alcantara- und Lederausstattung; LED-Innenraumbeleuchtung; Kofferraum- und Soundausbau
CAR-HIFI Audison BitPlay HD, Audioson-BitOne-Soundprozessor, Audison Voce 5.1 Verstärker, Audison-Voice-Lautsprecher, Kicker L7 Subwoofer
DANKE AN NvUS Community, Formula Clean, Litchfield, Nick Davis, Optimus Trimmers