Adam Mucha: VW Caddy (2019)

Engine Swap deluxe

02.04.2019 11:17 Uhr

Text: Ben Planz | Fotos: Ansgar Wilkendorf


Adam Mucha sorgt mit seinem Caddy für Furore. Und daran ist nicht nur das heiße Frachtgut auf der Ladefläche schuld ...

In diesem Magazin dreht sich alles um modifizierte Volkswagen. Im Falle von Adam Muchas Caddy verlassen wir jedoch einmal den Bereich Tuning. Was der Pole mit seiner Interpretation des Lastenesels abliefert, gehört schon eher in die Sparte Fahrzeugbau. Als Ein-Mann-Werkstatt unter dem Namen „Fly Garage" hat er in 15 Monaten ein Aushängeschild geschaffen, das in aller Munde ist. Adams Nachname „Mucha" ist übrigens das polnische Wort für „Fliege", das er für seinen Firmennamen einfach ins Englische „Fly" transformiert hat.

Vom Lastenesel zur Visitenkarte

Adams Caddy sollte eigentlich gar nicht umgebaut werden. Der Wagen wurde ursprünglich angeschafft, um seine von Volkswagen angedachte Bestimmung zu erfüllen: Lasten transportieren. „Der ursprüngliche Plan war, dass das Auto mir bei meiner Arbeit hilft", berichtet Adam. „Von außen sah er fast aus wie jetzt, nur halt mit 1,6er-Dieselmotor." Das war so gewollt, schließlich sollte der Caddy als Firmenwagen dienen. Und die Farbe war bei der Auswahl ebenfalls entscheidend. Dass der Wagen aufgrund seines Zustands fast das Verladen nicht überlebte, interessierte Adam bei der Abholung in weiter Ferne nicht weiter. „Ich war zu begeistert davon, endlich einen Caddy zu besitzen, und auch zu müde, um mich darüber zu ärgern", blickt er auf den Tag null zurück. Schließlich gibt es fast nichts, was der Pole nicht selbst beheben könnte. Zwei Jahre lang diente der Volkswagen schließlich als Lastenesel der „Fly Garage", bis Adam eines Morgens aufwachte und beschloss, ihn als Basis eines unfassbaren Projekts zu „missbrauchen" ...

Adams Vision

Mister Mucha hatte einen Caddy im Netz erspäht, der mit einem VR6 unterwegs war. Quer an der Hinterachse verbaut. „Die Idee fand ich interessant, aber wegen der ungünstigen Massenverteilung schwach umgesetzt", resümiert Adam. Ihm schwebte da etwas ganz anderes vor. Auch optisch hatte er bereits klare Vorstellungen. „Meine Inspiration kam hauptsächlich vom amerikanischen Golf namens ‚Rabbit'. Ich mag eckige Scheinwerfer, dicke Stoßfänger und Interieurelemente in Wagenfarbe", sagt der Caddy-Besitzer. Das heutige Alleinstellungsmerkmal des Caddy, ein fetter V8 aus dem Hause Audi, stammt von einem 2001er-A6 (C5). „Ich wollte einen VAG-Motor, und dieser war günstig", erklärt Adam seine Kaufentscheidung. Die Anschaffung von Teilen war allerdings nur eine Facette des Projekts. Denn es sollte noch unzählige Einzelanfertigungen und Sonderlösungen notwendig machen. Adam zählt glücklicherweise zu den Schraubern, die niemals aufgeben. „Ich habe keine Mechanikerausbildung genossen und wollte dennoch alles selber machen. Einiges musste ich dann halt mehrmals erledigen", blickt er heute zurück. Mit einem Problem konfrontiert, schreckte der Pole nicht etwa zurück, sondern blieb so lange am Ball, bis er eine dauerhaft funktionierende Lösung parat hatte. Jede gemeisterte Hürde motivierte ihn weiterzumachen.

We're flying hiiiiiiigh …

Zeit für einen Reality Check: Wir reden hier über einen Caddy, der einen V8-Motor ins Heck verpflanzt bekommen sollte. In einer Welt, in der ein gut funktionierender Zweier-Golf mit „1.8T Swap" zu Recht gefeiert wird, hat Adams Projekt ganz andere Dimensionen in Sachen Aufwand und Customizing. Auch in Sachen Bodywork. „Die Front stammt von einem Golf Cabrio, die Caddy-Elemente verdecken eine Rohrkonstruktion, die mit dem Käfig verbunden ist", gibt Adam einen Einblick in die umfassenden Modifikationen. „Dieses Auto hat nichts mehr mit Tuning zu tun. Ich habe ein neues Fahrzeug gebaut!" Bei den Sattlerarbeiten und der Lackierung holte er sich jedoch Unterstützung ins Boot. Außerdem half ihm ein Elektriker nach der erfolgreichen Implantation beim Befeuern des V8. Und auch familienintern hat noch jemand mit angepackt. Adams zweieinhalbjährige Tochter übernahm die optische Gestaltung des Ansaugkrümmers. „Sie durfte ihn so oft und viel bepinseln, wie sie wollte. Ich habe ihn danach nur noch mit Klarlack überzogen", berichtet der VW-Spezialist. An dieser Stelle darf auch Adams Verlobte Agatha nicht vergessen werden, die ihn in allen „Fly Garage"-Belangen geduldig unterstützt.

Der Caddy, der alles kann!

Entstanden ist ein Fahrzeug, das auf allen Hochzeiten tanzen kann. Angesagte Stilikone, Custom-Meisterwerk, ETS-Finalist: Der „Fly Garage"-Caddy kann alles! Und Adam „droht" bereits mit neuen Kreationen. „Dazu wird es im Vorfeld keine Informationen geben", gibt er sich kryptisch. Angesichts dieses Über-Caddys, der trotz knallharter internationaler Konkurrenz beim „European Tuning Showdown" auf der Tuning World Bodensee 2018 souverän auf den dritten Platz gefahren ist, dürfen wir jedoch von einem echten Showstopper ausgehen. „Ich würde gerne noch einmal beim ETS antreten. Allerdings mit einem neuen Projekt", legt Adam nach. Wir bleiben diesbezüglich für euch am Ball!

DATEN & FAKTEN 

Adam Mucha >>> VW Caddy (1986)

MOTOR 4,2 l V8 vom Audi A6 C5, 300 PS, Caddy-Kraftstofftank in die Front versetzt
KAROSSERIE Eigenkreation auf Basis einer Rohrkonstruktion in Caddy-Optik, aufwendige Cleaning-Maßnahmen, Heckklappe mit „Fly Garage"-Schriftzug
FAHRWERK KW-Gewindefahrwerk (VA), 4 Yamaha R1-Dämpfer (HA)
BREMSEN Sättel vom Ferrari 360 mit 296-mm-Scheiben (VA), Sättel vom Mercedes-Benz S500 mit 280-mm-Scheiben (HA)
GETRIEBE Audi 80 2,8 l V6 mit Schwungscheibe vom 2,3 l
AUSPUFF Drei-Zoll-Anlage mit „Turbo Works"-Schalldämpfern und Endrohren im „Pagani"-Look
RÄDER Gotti GrC in 10,5 und 13,5 x 16 Zoll mit Pneus in den Dimensionen 215/40 R16 und 245/45 R16
INTERIEUR Nardi-Torino-Lenkrad, Mirco-WRC-Sportsitze, Überrollkäfig, Takata-Gurte, hydraulische Handbremse, elektrische Fensterheber, digitale Zusatzarmaturen