Achtung, Blindflug!

DEKRA rät: Hände ans Lenkrad, Augen auf die Straße


Wer am Steuer nicht bei der Sache ist, geht ein hohes Unfallrisiko ein. Darauf weisen Experten der DEKRA hin.

Ein Autofahrer, der telefoniert, Nachrichten checkt, Fahrziele programmiert oder an der Audioanlage hantiert, bringt sich und andere in Gefahr. Die Sachverständigen empfehlen daher dringend, sich am Steuer voll und ganz aufs Fahren zu konzentrieren und auf Nebentätigkeiten aller Art zu verzichten.

„Die Anforderungen beim Autofahren sind komplex, der Mensch kann aber nur sehr begrenzt verschiedene Dinge gleichzeitig tun", sagt DEKRA -Unfallforscher Luigi Ancona. „Studien zur Ablenkung beim Autofahren zeigen: Multitasking am Steuer funktioniert nicht. Hier ist jederzeit volle Konzentration gefragt. Alles andere ist viel zu gefährlich."

Foto: DEKRA

Ablenkung: Mehr Verkehrstote als durch Alkohol

Wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge geht die größte Ablenkungsgefahr vom Smartphone aus. Eine Studie aus den USA kommt zu dem Ergebnis, dass Fahrer, die das Mobiltelefon benutzen, rund viermal häufiger an einem Unfall beteiligt sind als andere. Laut dem Allianz Zentrum für Technik ist Ablenkung der Auslöser für jeden zehnten Unfall mit Getöteten. Anders ausgedrückt: Durch Ablenkung kommen im Straßenverkehr mehr Menschen ums Leben als durch Alkohol.

„Kein Autofahrer würde freiwillig während der Fahrt sekundenlang die Augen schließen", macht Unfallforscher Ancona deutlich. „Wenn wir aber beim Fahren aufs Smartphone schauen, hat das genau den gleichen Effekt: Wir legen zig Meter im Blindflug zurück. Bei 50 Stundenkilometern sind es in zwei Sekunden bereits 28 Meter, bei Tempo 80 schon 44 Meter."

Eine bundesweite Verkehrsbeobachtung der DEKRA-Unfallforschung mit mehr als 15.000 Pkw-Fahrern hat schon 2017 die Brisanz des Problems gezeigt: Zu jedem beliebigen Zeitpunkt waren im Schnitt sieben Prozent der Autofahrer gerade durch ihr Handy vom Fahren abgelenkt. Damit war die Beschäftigung mit dem Handy die häufigste der untersuchten Ablenkungsarten. Darunter waren auch Ablenkung durch Essen und Trinken, Navigationsgerät oder Radio.

Foto: DEKRA

Auf Nebentätigkeiten verzichten

Nicht nur Telefonieren und Nachrichten Lesen oder Senden erhöht das Unfallrisiko am Steuer. Auch durch andere Nebentätigkeiten kann sich ein Fahrer allzu schnell im Gegenverkehr oder Straßengraben wiederfinden – sei es, dass er das Navi programmiert, nach einem Getränk oder der passenden Musik sucht, mit dem Beifahrer streitet oder sich nach den Kindern auf der Rückbank umdreht.

„Selbst das Telefonieren mit Freisprecheinrichtung kann bei schwierigeren Gesprächen zu viel Aufmerksamkeit binden und vom Fahren zu stark ablenken", warnt der Unfallforscher.

Kein Kavaliersdelikt

Wer am Steuer eines Fahrzeuges ein Telefon oder andere elektronischen Geräte unerlaubt nutzt, riskiert 100 Euro Bußgeld und einen Punkt im Fahreignungsregister. Bei schwereren Verstößen steigt der Satz auf 150 oder 200 Euro und zwei Punkte sowie einen Monat Fahrverbot. Verhält sich ein Autofahrer grob fahrlässig und verursacht durch unerlaubte Smartphone-Nutzung einen Unfall, droht außerdem eine Kürzung der Leistungen in der Kasko-Versicherung.

Smartphone & Co. im Auto: DEKRA-Tipps

  • Bluetooth-Verbindung mit dem Fahrzeug vor der Fahrt herstellen
  • Musik- oder Radioprogramm vor dem Losfahren festlegen
  • Telefonieren ist nur mit Freisprecheinrichtung erlaubt – für längere oder schwierige Telefonate trotzdem besser anhalten
  • Zum Essen und Trinken Pausen einlegen
  • Navigationssystem vor dem Losfahren programmieren
  • Änderungen am Navi dem Beifahrer überlassen oder dazu anhalten